Jour fixe im April

Jour fixe am Donnerstag, 4. April 2013, 19 Uhr
im Kleinen Vortragsraum (Eingang Takustr. 40)
Vortrag von Frau Dr. Claudia Delank
Abstract
Künstlerseiden, Katagami und Japonismus –
Deutsche Modepolitik zwischen Berlin und Krefeld vor dem Ersten Weltkrieg
Krefeld gehörte um 1900 zu den aufstrebenden Städten des Rheinlandes, das sich seit der Einwanderung hugenottischer Weber im 17. Jahrhundert zu einem Zentrum der Textilproduktion entwickelt hatte. Der erste Museumsdirektor des Kaiser-Wilhalm Museums war Friedrich Deneken (1857 – 1927).  Als Vorbildsammlung baute er in Krefeld eine Sammlung „Japanisches Kunsthandwerk“ auf. 1897 kaufte Deneken  noch im selben Jahr  seiner Ernennung  japanische Färberschablonen (katagami) und er beauftragte namhafte Künstler des Jugendstils wie van de Velde (1863–1957), Otto Eckmann  (1865–1902) oder Alfred Mohrbutter  (1867–1916)  Entwürfe für Seidenstoffe für die Krefelder Seidenfabrikanten  zu entwerfen. Im Jahr 1900 kam es zur Produktion der sogenannten Künstlerseiden durch die Seidenweberei Deuss und Oetker, die noch im gleichen Jahr im Kölner Kunstgewerbemuseum ausgestellt wurden. Viele Künstler sammelten um die Jahrhundertwende selbst die Färbeschablonen. Das Interesse der Textilindustrie und der Entwerfer für Textildekore an den katagami war Ende des 19. Jh./ und zu Beginn des 20. Jh. in Europa sehr groß. Die Färbeschablonen wurden in Japan im Färbeprozess des katazone eingesetzt, indem eine Reisreservetechnik durch die Schablone vor dem eigentlichen Färbeprozess angewandt wurde. Katazone gefärbte Textilien wurden u.a. für Kimonos, Yukatas, Hand- und Tragetücher verwendet.
Der Vortrag behandelt ferner den durch die Produktion der Künstlerseiden ausgelösten Interessenskonflikt zwischen den konservativ eingestellten  Musterentwerfern und denjenigen, die nichts an deren Ausbildung ändern wollten einerseits und andererseits den Seidenfabrikanten unter Führung Denekens, die sich für eine Reformierung der Ausbildung  einsetzten sowie die Auseinandersetzung über den Modeausschuss des deutschen Werkbundes zwischen Hermann Muthesius in Berlin und Friedrich Deneken in Krefeld.

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