Donnerstag, 04. Juni 2015, 19 Uhr
Liebe Mitglieder,
zum Jour fixe im Juni laden wir Sie zu einem neuen Format ein. Zwei junge Absolventinnen des Studiengangs Ostasiatische Kunstgeschichte vom Kunsthistorischen Institut der Freien Universität Berlin (Lehrstuhl von Frau Prof. Jeong-hee Lee-Kalisch) werden zu den Ergebnissen ihrer Forschung zu Objekten aus der Museumssammlung vortragen.
Martyna Lesniewska:
Die Dämonenkatze als Bildmotiv der Edo-Zeit am Beispiel von Utagawa Kuniyoshis Holzschnittdruck Gojusantsugi Okazaki
Geschichten von übernatürlichen Wesen (yokai), wie Geistern, Dämonen und mystischen Tieren, erfreuten sich während der Edo-Zeit (1615-1868) größter Beliebtheit, indem sie einerseits als Warnung vor menschenfressenden und rachesüchtigen Wesen dienten, andererseits als Unterhaltung der Bevölkerung angesehen wurden. Besonders die Darstellung der Dämonenkatze in ihren verschiedenen Gestalten, wie der sich in der Form wandelnden bakeneko, der bösartigen nekomata oder der leichenfressenden kasha , wurde unter der Tokugawa-Herrschaft ein weit verbreitetes Motiv in Malerei und Holzschnittdruck. Meine Masterarbeit untersucht den motivischen Ursprung, die Festigung und Entwicklung der Darstellung des Dämonentypus der Katze, ausgehend von bedruckten Flugblättern (kawaraban) des 17. Jh. über Darstellungen der sogenannten „Dämonenparade (Hyakki yagyō)“ in Malereien des Künstlers Sawaki Sushi (1707-1772) bis zur Klassifizierung der verschiedenen Dämonen durch den Künstler Toriyama Sekien (1712-1788). Ausgehend vom Holzschnittdruck Gojusantsugi Okazaki von Utagawa Kuniyoshi (1797-1861) aus der Sammlung des Museums für Asiatische Kunst Berlin behandelt dieser Vortrag die Funktion des Katzendämonentypus in Illustrationen des Kabuki-Theaters. Weiterhin wird ihre Etablierung als eigenständiges Motiv und als Bestandteil der Unterhaltungskultur der Edo-Periode, u. a. in den Kabuki-Holzschnittdrucken der Utagawa-Schule betrachtet und ihre gleichzeitige Konnotation mit dem Sujet der „Teufels-Alten“ (onibaba) und der Prostituierten der Vergnügungsviertel analysiert.
Anna-Luise Biernatzki:
Shiokawa Bunrins ‚Glühwürmchen im Mondlicht‘
Shiokawa Bunrin (1808-1877) ist einer der bedeutendsten Künstler im Kyoto der späten Edo- und frühen Meiji-Zeit. Als vielseitiger und experimentierfreudiger Maler hinterließ er ein umfangreiches Gesamtwerk, wobei seine Bilder bisher kaum ausführlicher in der Kunstgeschichte behandelt wurden. Neben atmosphärischen Landschaftsdarstellungen gelten Darstellungen mit dem Motiv des Glühwürmchens als eine besondere Spezialität Bunrins. Die Hängerolle „Glühwürmchen im Mondlicht“ aus der Sammlung des Museums für Asiatische Kunst ist ein Beispiel aus dieser Werkgruppe und wird in diesem Vortrag vorgestellt. Neben Bemerkungen zum Bildmotiv des Glühwürmchens sowie zur malerischen Gestaltung und Wirkung, welche repräsentative Eigenschaften aller Glühwürmchen-Bilder Bunrins sind, werden die Besonderheiten der Berliner Hängerolle hervorgehoben.
Ort: Kleiner Vortragsraum der Museen Dahlem, Eingang Takustr. 40